Die Feste fürs Volk
Drei Münchner organisieren ausgefallene Motto-Partys und Events
VON MARIA NEIDLINGER An diesem Samstagabend wird sich München zu einem Veitstanz versammeln. In den Gewölbekellern des Bayerischen Nationalmuseums sind die Kunstwerke bereits verräumt; statt trockener wissenschaftlicher Arbeit wird getanzt, getrunken, geflirtet. Es wird nicht irgendeine Party in einem beliebigen Club werden. Die Feste, die Otger Holleschek und Matthias Schlick ausrichten, gelten als die besten der Stadt.
Jedes Fest steht unter einem bestimmten Motto. Beim "Veitstanz" an diesem Samstag dreht sich alles ums Mittelalter, beim "Rendevous unterm Nierentisch" erleben die Fifties eine Renaissance. Das Motto richtet sich meist nach dem Ort - so wippen die Petticoats am besten in der alten Kongresshalle auf der Theresienhöhe und das Mittelalter wird eben am besten dort zelebriert, wo es noch Stücke davon gibt - im Nationalmuseum eben. Bei dem Motto und der ausgefallenen Location allein wollen es Holleschek und Schlick nicht belassen. Kleine Kommunikationsspielchen wie Sammelbildchen tauschen, Rouletttische oder spontane Schauspiel-Einlagen unterhalten die Gäste, die sich entweder bereits kennen oder über Freunde und Bekannte von den Festen erfahren.
Weder Plakate noch Zeitungen, Stadtmagazine oder Radiostationen kündigen die Partys an. "Wir wollen die Struktur der Gäste erhalten", sagt Holleschek und verschickt deshalb nur schriftliche Einladungen. Die Adressen hinterlassen die neuen und alten Gäste wiederum auf der Party.
Sechs bis sieben solcher Feste veranstalten Holleschek und Schlick im Jahr fürs Münchner Partyvolk. Weit mehr Events und Veranstaltungen aller Art organisieren sie für ihre Kunden, zusammen mit ihrem dritten Firmenpartner, Alfred Weger. Weger kümmert sich vor allem um den passenden Party-Ort: "Wir haben 1400 Event-Locations in unserer Datenbank", sagt er, "um zum Produkt den passenden Platz zu finden." Aus der Datenbank wird gewählt, wenn zum Beispiel die Münchner Stadtwerke mal wieder eine neue Trambahn vorstellen. Auch Verlage, Banken, Fernsehsender, Autohersteller lassen sich Events und Tagungen von "h+s veranstaltungen" ausrichten. Von der Eintrittskarte über die Dekoration bis zum Catering - die drei suchen ausgefallene Ideen, die aus einer Veranstaltung erst ein Fest machen.
Selbst Räumlichkeiten in ihrem Firmensitz, in einem ehemaligen Umspannwerk am Giesinger Berg, werden dafür vermietet. Im Keller des umgebauten Werkes stapelt sich noch die Dekoration der letzten Feste: 50er Jahre Möbel, Lampen und Bilder. Falls die drei mal wieder ein Rendezvous unterm Nierentisch wünschen.
(Münchner Merkur 15.03.2003)