Party postmodern: Wo München nachts leuchtet
Der Postpalast: Wie Otger Holleschek und Matthias Schlick das Nachtleben neu prägen
Wenn am Samstag im Postpalast, der ehemaligen Kantine der Hopfenpost, eine Discokugel unter der Kuppel hängt, ist dies das Werk von Otger Holleschek und Matthias Schlick. Die beiden sind die Gründer von „h+s veranstaltungen“ – und in Kooperation mit Michael Käfer und Wolfgang Nöth haben sie sich das Gebäude als Location gesichert. Wo die Postboten früher aßen, tanzen nun die Gäste.
Angefangen Partys zu organisieren, hat Holleschek mit einem Fest zum Ende des Studiums. Der Literaturwissenschaftler hatte die Party 1992 organisiert. Statt 200 Besuchern kamen 600 – und Spaß machte es ihm auch. Also machte er weiter, organisierte Veranstaltungen an besonderen Plätzen wie dem Rollfeld des alten Flughafens in Riem. Schon damals war er mit Matthias Schlick befreundet. Der studierte noch BWL, half Holleschek aber bei den Vorbereitungen, jobbte auf den Partys in allen möglichen Bereichen.
Schlick arbeitete dann zunächst in einer Werbeagentur, bis die beiden schließlich 1997 ihre eigene Firma gründeten und ihr Angebot auf die Organisation von Firmenveranstaltungen ausweiteten. 25 feste Mitarbeiter beschäftigen die beiden inzwischen, haben acht Auszubildende und organisieren 200 Veranstaltungen im Jahr, von Firmenevents über Lesungen und eine Klassiklounge bis hin zu den etwa zehn Parties an wechselnden Locations, die sich bei den Münchnern großer Beliebtheit erfreuen – und das, obwohl sie nie öffentlich dafür werben. „Öffentliche Feste“ heißen diese Veranstaltungen und man wird dazu eingeladen, wenn man auf dem entsprechenden Verteiler steht.
Von einem Fest sprechen auch Schlick und Holleschek, wenn sie von der Veranstaltung erzählen. Und in der Tat wirken die beiden eher wie passionierte Gastgeber, denn als nüchterne Organisatoren. Eher die Kür seien diese Partys, sagt Schlick, „das Hauptanliegen ist nicht die Gewinnmaximierung, sondern etwas Tolles zu machen.“ Holleschek ergänzt: „Wir machen uns sehr viel Mühe, deswegen gibt es sehr viele Leute, die kommen. „
Bis ins Detail geplant ist so ein Fest, „wissenschaftlich“ nennt Holleschek die Herangehensweise. Genau abgestimmt auf den Raum ist das Konzept, Dekoration, Projektionen und Musik passend zur Location und dem Thema des Festes. Alles, damit der Gast sich wohl fühlt, das Gefühl bekommt: Wir bemühen uns um dich, wir wollen das du kommst. Und genau das tun sie. Gemischt ist das Publikum bei so einem Fest, 18-Jährige sieht man ebenso wie 50-Jährige, im Kern sind die Besucher zwischen 25 und 35.
Und was ist für den Partyprofi denn eine gute Party? „Ich muss das Gefühl haben, ich möchte jetzt nirgendwo anders sein“, antwortet Holleschek, „die richtigen Leute und die richtige Musik sind da, nichts ist irgendwie abgeschmackt und will einfach nur gefällig sein, sondern alles ist bemüht, irgendwas Neues zu machen – ob das die Musik oder der Raum ist. Dann kriegen auch die Leute einen Anstoß, anders zu sein.“ Und das macht der Reiz aus, ergänzt Schlick: „Wenn man sieht wie glücklich und relaxed die Leute tanzen, sich einfach amüsieren, ist das ein tolles Gefühl.“