Buntbarsch sucht Meerjungfrau
Luft holen, abspringen, eintauchen: Fisch-Fest im Offiziersschwimmbad
Sardinen, Haut an Haut, roh eingelegt in duftende Marinade, aromadicht verpackt in Dosen. Wer schon immer wissen wollte, wie es sich anfühlt als Speisefisch in Öl, wird um diese Erfahrung bereichert am heutigen Abend: Enger als im früheren Offiziersschwimmbad der Stettenkaserne, wo – sehr frei nach Christian Morgenstern lautlosem Tiergedicht- zu „Fisches Nachtgesang“ geblasen wird, kann es im Blechsarg von Sardellen und Sardinen ganz gewiss nicht sein. Im Gegensatz zum Dosenfisch haben die Party-Impresarios Otger Holleschek und Matthias Schlick den Hunderten von Wasserfreunden bei ihrem neuesten Veranstaltungs-Streich aber wenigstens die Luft zum Atmen gelassen. Das ist gut für den Flossenschlag. So wabern die kiemen- und grätenlosen Trockenschwimmer zwischen weiß gekachelten Umkleidekabinen, Fußbadestationen, riesigen Wandprojektionen von Korallenriffs und tropischen Fischen und einem leergepumpten Schwimmbecken hin und her und auf und nieder, dass es den Anschein hat, sie bewegten sich wirklich irgendwo zwischen Gischt und Brandung. Als Fisch im Wasser darf sich der Partygast im Sprungbecken sowieso fühlen – zumindest der männliche. Denn mit etwas Fortune nimmt den schillernden Buntbarsch eine Meerjungfrau im Designer-Kostüm an den Haken. Sie schwimmt mit ihm weg aus dem Revier von DJ Hans Nieswandt – zum Preisangeln in die stillgelegten Umkleidekabinen. Hat es das Paar endlich vorbei geschafft an Piranhaschwärmen mit gierigen Glotzaugen, stachligen Seeigel-Schuhen und abgesoffenen Bierflaschenwracks, wird es belohnt. An der Schnur hängt zwar nicht die erhoffte Schatztruhe, dafür aber etliches amüsantes Strandgut, wie Parfümfläschchen, Knabberzeugs und Schreibtischlampen. Mit mehr als 200 Geschenken, sagt Party-Mann Holleschek, habe er das traute Anglerglück auf Touren bringen wollen. Klar, dass dabei auch ein paar leer ausgehen. So wie die 22-jährige Kirsten; sie findet Angeln aber ohnehin blöd. „Da gehe ich viel lieber wieder tauchen.“
(Süddeutsche Zeitung 10.04.2001 / Florian Rath)