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Im Hermelin zur "Resi-Dance" 

Bei der Party „Habemus fiestam“ feiert selbst König Ludwig II. bis in den
Morgen 

Residenz zu München, Säulenhalle. Seine Majestät König Ludwig II. mischt
sich heute, zur „Resi-Dance“, unter das Volk. Er lächelt nicht und redet
wenig. Aber er schwitzt unter seinem Hermelinmantel, das gibt er zu.

Das Volk trägt T-Shirts und Jeans. Eher lässig als schick. Das Protokoll
sieht an diesem Freitagabend keine Kleiderordnung vor. König Ludwig II.
sagt: „So sind sie eben, die jungen Leute“ und küsst einer bürgerlichen die
Hand. Kirsten, die Geküsste, kichert. Ein Wahnsinn, sagt sie. Ein Wahnsinn
diese Party hier, diese vielen Menschen, diese vielen Säulen und überhaupt
dieser Saal. Ein Wahnsinn.

André indes steht unbeeindruckt da, mit einem Glas Caipirinha in der Hand.
„So sind sie eben, die HS-Partys, einfach unschlagbar“, sagt er. HS, das ist
die Abkürzung für Holleschek und Schlick, die legendären Partymacher. „Heute
halten wir in der Residenz zu München Hof - habemus fiestam“, hat er in die
Einladung geschrieben.

Mehrere hundert Gäste sind gekommen. Haben zwanzig Minuten Schlange
gestanden. Und stehen jetzt wieder. Dicht an dicht. Umfallen kann man nicht.
Und tanzen will man nicht. Nur mit den Füßen im Takt klopfen, als DJ Jo
Kraus den Walzer „An der schönen blauen Donau“ auflegt.

Blicke jagen durch die Menschenmenge. Lächeln. Augenaufschlag. Man will sich
näher kommen. heute schon, Oder morgen erst. Es muss ja kein Blaublütler
sein. Auch Lisa will flirten. Ein Prinz, gesteht sie, klar, das wäre nicht
schlecht. Sie lacht. Vor ihr lehnt ein blonder Typ im Karohemd und neben
ihr, auf einem Sockel, blickt ernst und unbewegt Kaiser Rupprecht herab.
Gefallen könnte ihr der Kaiser schon. Weil der so männlich ist. Aber da es
sich mit einer Bronzefigur schlecht anbandeln lässt, muss Lisa wieder
weiter. Und suchen.

Vielleicht wird sie ja Georg treffen oder Samy. Oder Holger. Oder Rob. Die
nämlich wollen feiern „bis die Sonne über den Himmel fließt“. Sie sagen das
so, weil man hier, wie Rob findet, anders sprechen müsse. Das sei eben keine
gewöhnliche Party und die „Mädels hier sind keine Tussis“. Da könne man
nicht hingehen und sagen „Hey, haste mal Feuer für mich?“ Da müsse man sich
schon etwas Originelleres einfallen lassen. Was, das weiß Rob noch nicht.

(Münchner Merkur, 03.05.2005/Sylvie-Sophie Schindler)