Die Magnum-Party
Veuve Clicquot feiert im Palais Jaune ein rauschendes Fest - fast ohne Promis
Immer wieder mal beklagen Gesellschaftskritiker, dass die Münchner Society nur noch feiert, wenn ein Produkt beworben wird. Etwa wenn eine Duftfirma mit viel Getöse ein Parfüm herausbringt oder ein Konzern mit Hilfe von Barbara Schöneberger eine Limousine vorstellt. Manchmal werden auch sündteure Großblondinen wie Paris Hilton eingeflogen um das Geschäft zu beleben, so was kann aber auch schwer in die Hose gehen.
Umso schöner, dass es manchmal originelle Feste gibt, bei denen man sich als misstrauischer Beobachter fragt. Was soll denn das? Wollen die nur, dass die Gäste einen netten Abend haben? Ja, solche Partys gibt es, zum Beispiel am Dienstagabend in der Münchner Prärie, genauer: auf Gut Freiham ganz weit im Westen der Stadt, dort veranstaltet Veuve Clicquot eine "Vintage-Soirée-Party". In der Einfahrt zum Palais "Palais Jaune" parkt ein Rolls Royce, dahinter ein Jaguar, und drei Damen geleiten den Besucher ins Schloss, das schon bessere Zeiten erlebt hat. Im sommerlichen Garten zeigen die Gäste Mut zur Extravaganz. Man trägt Kimono, Abendkleider mit Pelz, Nadelstreifenanzüge zu roten Turnschuhen ohne Socken. Nur die auf der Gästeliste angekündigten Prominenten machen sich rar. Immerhin darf sich Heidi Nunez-Gomez ablichten lassen, Ex-Freundin von Boris Becker, die sich als Cleopatra mit Strass-Diadem verkleidet hat.
Glamourös hergerichtet sind die Räume im ersten Stock, überall stehen Kunstwerke aus Champagner-Flaschen herum, außerdem kann man sich auf Sofa-Landschaften oder einem Thron vergnügen. Weil es zunächst fast nichts zu essen gibt außer etwa 20 Pizzascheiben mit viel Rucola für 150 hungrige Gäste, und man alle zwei Minuten ein Glas Jahrgangs-Clicquot austrinken muss, wird es bald lustig. Auf den Vintage Réserve 95 folgt ein Rosé Réserve 90, bis man beim Rich Réserve 98 fröhlich die Frage stellt, ob sie bei Veuve Clicquot Absatzprobleme haben und ihre Magnum-Flaschen rausballern wollen. Aber nein, der Firma geht es gut, wie Geschäftsführer Graham Boyes bestätigt - der Mann ist übrigens Schotte, aber inzwischen kommt einem nichts mehr merkwürdig vor. Nicht mal die gebackenen Essigknödel mit Koriander oder die Gänseleber-Topinki, die Szenekoch Holger Stromberg doch noch herausrückt. Da tanzen unbekannte Gäste längst zu James-Bond-Melodien, Moderatorin Andrea Sokol und der Freiherr von Maltzahn (Nymphenburger Porzellan) heben ab, und Sabine Käfer und John Jürgens sehen auch gut aus. Wird das fad, wenn's demnächst nur Prosecco gibt.
(Süddeutsche Zeitung 27.05.05/Christian Mayer)